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Leben

Freya von Moltke wurde 1911 in Köln geboren, wo ihr Vater Carl Theodor Deichmann eine Privatbank betrieb. 1931 heiratete sie Helmuth James Graf von Moltke und zog auf dessen Familiengut Kreisau in Niederschlesien. 1935 promovierte sie an der juristischen Fakultät in Berlin. Anschließend beaufsichtigte sie wegen der Abwesenheit ihres in Berlin beruflich tätigen Mannes und des frühen Todes ihrer Schwiegermutter Dorothy von Moltke die Bewirtschaftung des großen Kreisauer Gutes. Unter ihrer Leitung wurde Kreisau nicht nur Ort wichtiger Treffen, sondern auch Zufluchtspunkt für ausgebombte und verfolgte Freunde. Ihre Söhne, Helmuth Caspar und Konrad, wurden 1937 und 1941 geboren.

Widerstand

Helmuth James von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg bauten schon früh und sehr bewusst eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus auf, der Menschen verschiedener sozialer, politischer und konfessioneller Herkunft angehörten. Diese als „Kreisauer Kreis“ bekannt gewordene Gruppe von Freunden, Bekannten und Vertrauten entwickelte u.a. bei ihren drei Treffen in Kreisau 1942-43 Ideen für den Wiederaufbau eines demokratischen, in Europa fest verwurzelten Deutschlands nach dem Ende des Nationalsozialismus. Viele der „Kreisauer“, darunter Helmuth James von Moltke, bezahlten ihren Weitblick und ihr Handeln im Widerstand mit dem Leben. Freya von Moltke, Teilnehmerin der Kreisauer Sitzungen und Gesprächspartnerin ihres Mannes, begleitete ihn durch die Zeit der Widerstands-planungen und der Haftzeit. Seine täglichen „Briefe an Freya“ gehören zu den wichtigsten Zeugnissen des Widerstandes in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts. 2011 erschien der zweite Band von Briefen mit dem Titel "Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel: September 1944 - Januar 1945" im C.H. Beck Verlag.

Nach dem Kriegsende

Nach dem Kriegsende, dem grausamen Verlust ihres Mannes und ihrer zweiten Heimat Kreisau, ging Freya von Moltke mit ihren Kindern nach Südafrika, der Heimat der Großeltern ihres Mannes, wo sie als Sozialarbeiterin tätig war. 1956 kehrte sie nach Deutschland zurück. 1960 siedelte sie schließlich nach Vermont (USA) über, wo sie bis zu ihrem Tode im Haus ihres langjährigen Lebensgefährten, Eugen Rosenstock-Huessy, lebte. In Vermont verstarb Freya von Moltke am 1. Januar 2010. Mit ihr verstarb eine der letzten Zeuginnen des Kreisauer Kreises und seines Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Ihr ist auch ein Großteil der Überlieferung dieses wichtigen Kapitels der deutschen Geschichte zu verdanken. Durch Betreuung und Beratung bei Veröffentlichungen über den „Kreisauer Kreis“¹, durch die Herausgabe der Briefe ihres Mannes und durch ihre „Erinnerungen an Kreisau“² sorgte Freya von Moltke dafür, die Erinnerung an den Widerstand wach zu halten.

Projekt Kreisau

Zugleich stand Freya von Moltke von Anfang an als „spiritus rector“ im Hinter- und schnell auch im Vordergrund, als im Sommer 1989 das Projekt Kreisau/Krzyżowa mit der Entstehung der dortigen Internationalen Jugendbegegnungs- und Tagungsstätte erste Konturen annahm. Diese Idee verdankt man einer gemeinsamen Initiative aus Polen vom Club der Katholischen Intelligenz (Klub Inteligencji Katolickiej, KIK) in Wrocław und Mitgliedern der DDR-Bürgerrechts-bewegung. Seither unterstützte sie die Arbeit der Trägerin der Einrichtung, der polnischen Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, und begleitete sie in ihrer Entwicklung als Freundin, Ratgeberin, als regelmäßiger Gast und als Ehrenvorsitzende im Stiftungsrat.

Stiftung

Freya von Moltke unterstützte die 2004 gegründete, ihren Namen tragende Stiftung, die die Existenz der Begegnungs-stätte Kreisau sichern möchte. Sie schrieb Briefe, reiste und gab Interviews. Ihr Aufruf "Lassen Sie uns helfen!" erreichte viele.

¹ Helmuth James von Moltke: Briefe an Freya 1939-1945. Hrsg. von Beate Ruhm von Oppen, Verlag C.H. Beck, München 1988

² Freya von Moltke: Erinnerungen an Kreisau 1930-1945, Verlag C.H. Beck, München 1997

Freya sitzt auf der Verande des Berghauses

Freya von Moltke 1932 auf der Veranda des Berghauses in Kreisau.

Freya von Moltke im Gespräch mit Angela Merkel, 2007.