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Bundestagsbeschluss zum „Polen-Denkmal“ vom 30. Oktober 2020

„Das Gedenken und die historische Reflexion müssen unsere Beziehungen begleiten. Sie sollten dafür jedoch nicht Hauptmotivation sein, sondern den Weg bereiten für die gegenwärtigen und in die Zukunft gerichteten Motivationen.“

- Aus einer Rede von Władysław Bartoszewski im Deutschen Bundestag, 1995

Mit diesen ausdrucksstarken Worten von Bartoszewski möchten wir unsere Freude über den Beschluss des Bundestages zu einem „Ort des Erinnerns und der Begegnung“ für Polen Ausdruck verleihen. Der Beschluss stellt nach mehrjährigen Diskussionen einen wichtigen Schritt dar, um den Opfern der Verbrechen des deutschen Besatzungs- und Vernichtungsregimes in Polen zwischen 1939 und 1945 angemessen zu gedenken.Im Zuge der Debatte haben wir als Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau eine Stellungnahme an die Initiatoren im Bundestag gerichtet, in der wir uns ausdrücklich für die Errichtung eines solchen Ortes ausgesprochen haben.

Die Relevanz des Denkmals liegt jedoch nicht allein in der Möglichkeit, zu gedenken. Vielmehr soll das Denkmal Brücken zwischen Deutschland und Polen bauen und durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte Raum für deutsch-polnische Begegnungen schaffen. Die Entscheidung des Bundestages hat symbolische Wirkung für die Entwicklung der deutsch-polnischen Freundschaft in einem starken, gemeinschaftlichen Europa.

Die Stellungnahme der FvMS im Wortlaut:

"Als Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau unterstützen wir Ihre überparteiliche Intiative für einen eigenen Gedenkort für die Opfer der deutschen Besatzung in Polen („Polen-Denkmal“) an prominenter Stelle in Berlin. Wir wissen aus eigener Erfahrung und stimmen Ihrer Analyse zu, dass das Bewusstsein in Deutschland „über den besonderen Charakter des deutschen Besatzungs- und Vernichtungsregimes in Polen zwischen 1939 und 1945 [...] noch nicht hinreichend ausgeprägt“ ist. Das Denkmal soll zwischen Deutschland und Polen Brücken bauen. 1999 hat Freya von Moltke für ihr Grenzen überwindendes Engagement den renommierten Internationalen Brücke-Preis der Europa-Stadt Görlitz/Zgorzelec erhalten. Als Stiftung setzen wir uns für internationale Verständigung in Europa ein. Wir unterstützen mit unseren Mitteln seit 2004 jährlich Projekte und Jugendbegegnungen in Krzyzowa /Kreisau und führen selbst Reisen der Erwachsenenbildung und Veranstaltungen durch. Auch wenn heute Bedenken wegen der möglichen „Renationalisierung“ des Gedenkens geäußert werden: Die Gräueltaten des NS-Regimes geschahen im Namen der Nation und explizit gegen eine andere Nation. Wir denken und handeln heute – hoffentlich – europäisch und weltbürgerlich, aber darum können wir die Kategorie der Nation doch nicht ausschließen aus dem Gedenken an das, was 1939 bis 1945 in Polen geschah. Wir möchten dazu beitragen, dass aus Ihrer Initiative eine breitere gesellschaftliche Bewegung für ein Polen-Denkmal und Dokumentationszentrum wird."

Den Antrag und die Debatte im Deutschen Bundestag finden Sie hier.

Eine Umfangreiche Dokumentation der öffentlichen Debatte in den letzten Jahren finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Polen Instituts.

Eine Rezension zum Buch "Denk mal an Polen. Eine deutsche Debatte" von Dieter Bingen können Sie hier lesen.