Icon von Facebook

Benefizkonzert "Tu was!"

Mehr als nur Gedenken an den 70. Jahrestag der Reichspogromnacht: Unter dem Motto „Tu was!“ gaben am Abend des 9. Novembers 2008 in der Abflughalle des erst eine Woche zuvor geschlossenen Flughafen Tempelhof renommierte Klassik-, Jazz- und Pop-Musiker ein Benefizkonzert zugunsten der Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau. Initiator des Konzertes war der südafrikanisch-britische Star-Geiger Daniel Hope. Nach der Lektüre des Buches "Kristallnacht: Prelude to destruction" des britischen Historikers Martin Gilbert, beschloss der Musiker, dessen Großeltern in den 30er Jahren Deutschland verlassen mussten, eine Gedenkveranstaltung aus der Taufe zu heben, die an das Engagement und die Zivilcourage eines jeden Einzelnen appelliert – schau nicht weg, wenn Unrecht geschieht, tu etwas, war seine Botschaft. Er rief spontan Freunde und Kollegen an und stellte fest: "Es gibt eine unglaubliche Solidarität. Alle, die ich angerufen habe, verstehen, dass wir an die Vergangenheit erinnern müssen, um die Zukunft zu verbessern." Die Schirmherrschaft über diesen Abend übernahm Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Höhepunkt war ohne Zweifel der Auftritt des israelischen Pianisten Menahem Pressler, dessen Darbietung der Sonate Opus 110 von Beethoven und anschließenden Worte mit Standing Ovations gewürdigt wurden. Pressler hatte die brutalen Übergriffe auf jüdische Bürger in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 als 14-jähriger Junge in Magdeburg selbst miterlebt.

Klaus Maria Brandauer las aus Protokollen der Nationalsozialisten zur „Reichskristallnacht“ und trug jüdische Gedichte vor, der Bariton Thomas Quasthoff bot „Vier ernste Gesänge“ von Brahms dar, die argentinische Cellistin Sol Gabetta begeisterte zusammen mit Sebastian Knauer am Klavier mit Stücken von Ernest Bloch. Daniel Hope spielte drei Lieder von Mendelssohn, dessen Musik von den Nazis verboten wurde. Helénè Grimaud wandte sich Bach zu, Max Raabe sang Lieder der 30er Jahre Mit dem Jazz-Trompeter Till Brönner, dem Reggaesänger Patrice und der Band Polarkreis 18 wurde ein musikalischer Bogen in die heutige Zeit gespannt.

Der Abend solle ein Zeichen setzen „gegen Vergessen und Gleichgültigkeit und für Wachsamkeit und Zivilcourage“, sagte Hope zum Auftakt der etwa dreistündigen Veranstaltung, die ca. 1200 begeisterte Gäste miterlebten.