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1. und 2. April 2017 Johannes-Passion „Die Freiheit, die Fesseln trägt“

Am Samstag, den 1. April und am Sonntag, den 2. April wurde in der  St. Marienkirche in Mitte und der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Plötzensee eine besondere Version der Johannes-Passion Johann Sebastian Bachs aufgeführt. Zwischen den wunderschönen Originalchorälen, -rezitativen und –arien wurden in szenischen Passagen Texte aus den NS-Prozessen gegen den Jesuitenpater Alfred Delp und den evangelischen Christen Helmuth James von Moltke vom Januar 1945 vorgetragen.

In der Konfrontation des römischen Statthalters Pontius Pilatus mit Jesus von Nazareth einerseits sowie des Präsidenten des Volksgerichtshofes Roland Freisler – herausragend vorgetragen von Markus Flaig, dem Sänger der Pilatus-Partie –mit den Widerstandskämpfern Delp und Moltke andererseits wurden erstaunliche Parallelen sichtbar. Dem Tode ausgeliefert behaupten sich Delp und Moltke in ihrer christlichen widerständigen Haltung. Die szenische Collage erreichte ihren Höhepunkt im eindrucksvollen Text aus Moltkes Brief an Freya vom 11. Januar 1945:

„…und dann wird Dein Wirt ausersehen, als Protestant vor allem wegen seiner Freundschaft mit Katholiken attackiert und verurteilt zu werden, und dadurch steht er vor Freisler nicht als Protestant, nicht als Großgrundbesitzer, nicht als Adliger, nicht als Preuße, nicht als Deutscher […], sondern als Christ und als gar nichts anderes. […] Für welch eine gewaltige Aufgabe ist Dein Wirt ausersehen gewesen: All die viele Arbeit, die der Herrgott mit ihm gehabt hat, die unendlichen Umwege, die verschrobenen Zickzackkurse, die finden plötzlich in einer Stunde am 10. Januar 1945 ihre Erklärung. Alles bekommt nachträglich einen Sinn, der verborgen war.“

Noch einmal wurde dem Zuhörer die Kraft der Texte aus der Feder von Delp und Moltke bewusst und man wünschte sich fast, dass sie nicht so stark gespielt wie nur vorgelesen werden. Hier wäre weniger mehr. Dennoch ergänzten sich die szenischen und die musikalischen Darstellungen hervorragend. Das verdanken wir dem Regisseur und Schauspieler Till Krabbe, der zugleich Moltke spielte, und Pater Klaus Mertes SJ, der bei der Konzeption beratend tätig war und an der Aufführung – auch singend – mitwirkte. Marie Louise Schneider dirigierte die hervorragende MarienKantorei Berlin und das Ensemble Aris & Aulis. Die Namen der Solisten und anderer Mitwirkenden sowie ergänzende Texte von Pater Mertes und Prof. Krabbe finden Sie in dem beigelegten Programmheft.

In St. Marien konnten wir als Mitveranstalter etwa 450 Gäste begrüßen, die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum war bis auf den letzten Stuhl voll. Besonders freuten wir uns über die Teilnahme von ca. 80 jungen Menschen – Schüler*innen und Student*innen – die unserer Einladung folgten und denen wir Freikarten zur Verfügung stellen konnten.

Zusammen mit unseren Mitveranstaltern – der Stiftung 20. Juli 1944, der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien und der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum – sind wir für die Unterstützung des Projekts durch die Bühler-Bolstorff-Stiftung Berlin, die Friede Springer Stiftung, die Fritz Behrens Stiftung, die Robert Bosch Stiftung GmbH sowie einzelne Privatpersonen sehr dankbar.