„Der Kreisauer Kreis und die Verfolgung der Juden“
Die Frage nach dem Verhältnis des Kreisauer Kreises zur Verfolgung der Juden unter dem NS-Regime stellt ein bisher noch wenig aufgearbeitetes Kapitel der Holocaust-Studien dar. Die Historikerin Anna-Raphaela Schmitz vom Institut für Zeitgeschichte München widmete sich diesem Thema indes bereits im Rahmen der Abschlussarbeit ihres Studiums.
Im April konnten wir Frau Schmitz für einen Vortrag in der Mendelssohn-Remise in Berlin gewinnen. Anhand der Quellen rekonstruierte sie, was die Widerstandsgruppe um Helmuth James von Moltke von der Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten wusste und welche Haltung einzelne Mitglieder in dieser Frage vertraten. Anhand von zahlreichen Beispielen zeigte Frau Schmitz auf, was die Kreisauer bereit waren, dagegen zu tun. So vertrat Moltke unter anderem die jüdischen Eigentümer des Berliner Unternehmens M. Kempinski & Co. in dem gegen sie gerichteten „Arisierungs“-Verfahren und setzte sich als Völkerrechtsexperte der Abteilung Ausland/Abwehr gegen Repressalien an der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten ein.
Der Abend wurde von Agnieszka von Zanthier eingeleitet, die in ihrer Rede auf das rege Interesse verwies, das die Frage nach dem Verhältnis der Kreisauer zur Judenverfolgung stets hervorrief. Frau von Zanthier bemerkte, dass sich mit dem Vortragsabend somit auch eine inhaltliche Klammer in ihrer Arbeit als Geschäftsführerin der Freya von Moltke-Stiftung schließe. Dies nahm sie als Anlass, um Abschied zu nehmen und die Geschäfte der Stiftung in die Hände von Anna Quirin zu legen.