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Dreiteilige Online-Seminarreihe "Widerstand im Nationalsozialismus"

Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus war das Wirken einer Minderheit. Nur Wenige widersetzten sich dem Unrechtsregime aktiv. Der Weg dorthin war mitunter ein langer Prozess. Er wurde begleitet mit einem inneren Konflikt, einem Abwägen von Nutzen und persönlicher Gefahr und dem Hinterfragen der eigenen Rolle in der Gesellschaft. Nicht selten endete die Entscheidung zum Widerstand und Aufbegehren mit dem eigenen Tod. Was konnte und kann noch heute jeder Einzelne tun?

Widerstand war und ist aufgrund unterschiedlichster Beweggründe Antriebsfeder des Handelns. Ob aus religiösen, sozio-ökonomischen oder politischen Gründen. Das Engagement von bspw. Akteuren aus der Bekennenden Kirche, die sich im Zuge der Zersplitterung der evangelischen Kirche 1934 formiert hatte, galt keiner politischen Opposition. Vielmehr ging es deren Vertreter wie Dietrich Bonhoeffer vor allem um die Unabhängigkeit der Kirche vom nationalsozialistischen Einflussbereich. Damit standen sie im Gegensatz zu den Deutschen Christen, die die NS-Ideologie und das Evangelium in Einklang bringen wollten und dabei antidemokratisch und antisemitisch eingestellt waren und der Katholischen Kirche, die mit dem Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 ihre Zurückhaltung gegenüber dem NS-Regime besiegelt hatte. Sozialistisch und kommunistisch motivierter Widerstand stand dagegen einem immer stärker werdenden internationalen Faschismusgedanken gegenüber und war die Motivation vieler Gewerkschafter*innen und Politiker*innen aus dem linken Spektrum. Diese hatten schon sehr früh erkannt wie menschenverachtend das NS-Regime gegen Andersdenkende vorging; hatten sie es doch meist am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Dagegen war für die jüngere Generation der Widerständler der Wunsch nach Selbstverwirklichung ausschlaggebend. Die Schaffung eines "normalen" Alltags, weg vom politisch ideologisierten, war das Ziel einzelner junger Menschen. Es war der Widerstand gegen die Fremdbestimmung der eigenen Existenz, die vor allem durch nonkonformes Verhalten und dezentral organisiert war. Hier entstand eine Subkultur, die mit einfachen Mitteln, wie dem Tragen auffälliger Klamotten, das Establishment provozierte. Schon der Nichteintritt in die nationalsozialistischen Jugendverbände der HJ oder dem BDM galt als Aufbegehren. Überhaupt war der Widerstand im Alltag geprägt von kreativen Ideen wie dem Versand von Postkarten und Flugblättern. Jugendliche, die sich anhand von freien, ausländischen Medien wie die BBC über den Kriegsverlauf informierten und daraufhin Freunden, Bekannten und der Familie berichteten wurden teils ebenso zum Tode verurteilt wie andere die nach Autonomie des Geistes strebten und sich für Freiheit und Gleichheit einsetzten.

In einem dreiteiligen dialogischen und digitalen Format, diskutierte der Kreis der Jungen StifterInnen unter der Leitung von Katharina Klasen, Susanne Schade und Anne Schindler - allesamt MitarbeiterInnen der Gedenkstätte Deutscher Widerstand - diese besonderen Akzente des Deutschen Widerstands anhand von ausgewählten Biografien. Den Deutschen Widerstand verbindet man in der Regel mit prominenten Namen wie Klaus Graf Schenk von Stauffenberg oder Helmuth James von Moltke. Im Rahmen des virtuellen Seminars wurden jedoch bewusst Biografien diskutiert die weniger bekannt sind. Dabei tauschte man sich u.a. lebhaft über die Ideen des Kreisauer Kreises und anderer Widerstandsgruppen aus und überlegte ob und in welcher Form diese in der Nachkriegszeit noch aufgegriffen wurden. Dabei beleuchtete man auch die Unterschiede zwischen bundesdeutscher und DDR-Konzeption. Das virtuelle Format ist in Zeiten der sozialen Distanzierung sehr geeignet. Der sehr große Diskussionsbedarf zeigte sich auch an der immer überschrittenen Seminarzeit. In Zukunft ist ein regelmäßiger Austausch in Form von digitalen Diskussionsrunden geplant.

Von Felix Pawlowski, Junger Stifter und Mitglied des Stiftungsrats